PMS - genetische Faktoren

Genetische Faktoren des PMS Syndroms

Obwohl Stress, Umweltgifte und eine ungesunde Ernährung die wesentlichen Ursachen sind, die als Ursachen für das Prämenstruelle Syndrom verantwortlich gemacht werden, so hängen die Beschwerden doch auch entscheidend mit einer erblichen Veranlagung zusammen. Dies belegen viele Zwillingsstudien, bei denen eineiige (erbgleiche) Schwestern mit solchen verglichen wurden, deren Erbgut unterschiedlich ist (zweieiig).

Zwillingsforschung

Zwillingsstudien sind ein beliebtes Mittel, um wissenschaftlich festzustellen, ob ein Merkmal angeboren ist oder durch andere Einflüsse ausgeprägt wird. Denn eineiige Zwillinge entstehen durch Teilung aus einer einzigen befruchteten Eizelle. Sie besitzen also Erbmaterial aus derselben Eizelle und demselben Spermium. Daher gelten sie als 100-prozentig identisch. Unterschiede ergeben sich bei ihnen ausschließlich durch Mutationen (spontane Veränderungen des Erbguts) oder durch Umwelteinflüsse, wie etwa Ernährung oder soziales Umfeld.

Zweieiige Zwillinge hingegen sind sich nicht ähnlicher als andere Geschwister auch (50 Prozent identisches Erbgut). Denn sie entstehen, wenn zufällig im Körper der Mutter zwei Eizellen reifen, die dann jeweils von einem eigenen Spermium befruchtet werden.

Wird ein Merkmal also vererbt, ohne dass irgendwelche Umweltfaktoren eine Rolle für die Ausprägung spielen, so tritt das Merkmal entweder bei beiden eineiigen Zwillingen auf oder bei beiden nicht (100-prozentige Übereinstimmung). Bei den zweieiigen Zwillingen kommt es hingegen oft vor, dass eine Person das Merkmal zeigt und die andere nicht.

Prägt sich ein Merkmal nur über Umwelteinflüsse aus, ohne dass die Vererbung eine Rolle spielt, so zeigen die eineiigen Zwillinge in ihrer Übereinstimmungsrate keinen Unterschied zu den zweieiigen Zwillingen.

Zwillingstudien zu PMS

PMS Forschung an Zwillingen
Genetische Faktoren von PMS erforscht

Um herauszufinden, ob es angeboren ist, am Prämenstruellen Syndrom zu leiden, untersuchte 1993 ein Wissenschaftlerteam insgesamt 157 eineiige und 143 zweieiige weibliche Zwillingspaare im gebärfähigen Alter. Sie alle mussten einen Fragebogen zu PMS ausfüllen, der anschließend mit einem anerkannten Verfahren ausgewertet wurde. Heraus kam: Der Korrelationskoeffizient war bei den eineiigen Zwillingen doppelt so hoch wie bei den zweieiigen. Die Merkmale stimmten bei ihnen also doppelt so häufig überein, allerdings lange nicht zu 100 Prozent. Die Wissenschaftler schlossen daraus, dass die Vererbung beim Prämenstruellen Syndrom eine wichtige Rolle spielt, dass aber auch die Lebensumstände und Umwelteinflüsse zur Entstehung von PMS beitragen. Außerdem ließ sich anhand der Daten vermuten, dass nicht ein einziges Gen für PMS verantwortlich ist, sondern mehrere unterschiedliche Erbfaktoren zusammenwirken.

Allerdings können die Forscher natürlich nicht ausschließen, dass eineiige Zwillinge – etwa durch ähnliche Interessen und Geschmäcker – auch mehr gleichen Umwelteinflüssen ausgesetzt sind als zweieiige Zwillinge, so dass die Übereinstimmung sich hierdurch ergibt. Ebenso könnte es sein, dass das Prämenstruelle Syndrom selber nicht vererbt wird, aber zu einem großen Teil durch angeborene Faktoren beeinflusst wird, etwa durch bestimmte Persönlichkeitsmerkmale oder Schmerzempfindungen 1.

Viele weitere Zwillingsstudien zeigen, dass PMS zu einem großen Teil vererbt wird. Eine Forschergruppe aus Canada konnte anhand ihrer Daten zudem zeigen, dass Faktoren wie Impfungen, Geburtsgewicht und Stillen keinen Einfluss auf die Entstehung von PMS zu haben scheinen 2.

Auch Stammbaum-Untersuchungen weisen darauf hin, dass PMS familiär gehäuft auftritt. So ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass bei Ihnen prämenstruelle Beschwerden auftreten, wenn bereits Ihre Mutter an dem Syndrom litt oder weiterhin leidet.

Den Erbfaktoren auf der Spur

Es arbeiten zurzeit unterschiedliche Forschergruppen daran, mögliche Erbfaktoren beziehungsweise Proteine ausfindig zu machen, die für die vielfältigen PMS Symptome verantwortlich sein könnten.

Einige Wissenschaftler vermutet, dass bei den PMS-Erkrankten nicht die Produktion oder Ausschüttung von Östrogen beziehungsweise Progesteron gestört ist, sondern vielmehr bestimmte Gehirnareale weniger gut auf die weiblichen Sexualhormone reagieren als dies bei gesunden Frauen der Fall ist 3. Unter anderem könnten die Rezeptoren verändert sein, an die die Hormone binden, um bestimmte Signalprozesse in Gang zu setzen.

Andere Wissenschaftler haben bei Mäusen eine veränderte Version von einem Gen untersucht, dass für die Ausbildung des Hirnbotenstoffs BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor) verantwortlich ist. Der Wachstumsfaktor, der vermutlich über einen gemeinsamen Signalweg mit dem weiblichen Sexualhormon Östrogen zusammenarbeitet, reguliert eine Gehirnregion, die als Stimmungs- und Gedächtniszentrum bekannt ist.

Mäuse, die die veränderte Genvariante tragen, können einfache Gedächtnisübungen schlechter meistern als die anderen Tiere. Außerdem waren die betroffenen Versuchstiere wesentlich scheuer und nervöser als ihre Artgenossen. Interessanterweise hing die Stärke der Unterschiede im Wesentlichen von der Zyklusphase ab. Die Gruppe um die Wissenschaftlerin Joanna Spencer von der Rockefeller-Universität in New York vermuten, dass das BDNF auch bei Menschen für ähnliche Effekte verantwortlich ist 4. Insgesamt besitzen etwa 20 bis 30 Prozent aller Frauen die Genvariante, die bei den Mäusen untersucht wurde und bereits vorher mit einer erhöhten Anfälligkeit für psychische Erkrankungen in Verbindung gebracht wurde.

  1. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8481739
  2. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21962135
  3. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20191865
  4. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20142488

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